Geschichte |
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Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden sich katholische Jugendliche und junge Erwachsene aus Schlesien als Heimatvertriebene über ganz Deutschland verstreut. Viele von ihnen waren in den Pfarreien ihrer Heimatdiözese Breslau von schlesischen Priestern geprägt worden, die den Idealen der kirchlichen Jugend- und Liturgiebewegung der Zwischenkriegszeit verbunden waren. Auf der Basis dieses Gedankenguts versammelten sich schlesische katholische Jugendliche aus dem Wallfahrtsort Wartha schon seit 1947 gemeinsam mit ihrem Pfarrer Oskar Franosch (1899-1992) jährlich auf der Jugendburg Gemen in Westfalen. 1952 wurde dieses Treffen erstmals auf alle schlesischen katholischen Jugendlichen im Bistum Münster und darüber hinaus ausgedehnt. Auf dieser Tagung schlossen sich die rund 350 Teilnehmer zur „Aktion Junges Schlesien“ (AJS) zusammen. Gleichzeitig wurde ein Programm verabschiedet, indem es u.a. hieß: „Wir, die heimatvertriebene katholische schlesische Jugend, wollen das christliche Erbe unserer Väter auch in der neuen Heimat achten und pflegen. Wir wollen eintreten für eine echte Verständigung zwischen Ost und West, darum machen wir uns mit dem hiesigen Brauchtum vertraut und versuchen unsere heimischen Sitten und Bräuche den westdeutschen Brüdern und Schwestern nahezubringen.“ In diesem Sinne hat die AJS über mehrere Jahrzehnte als Brückenbauer zwischen Westdeutschen und Vertriebenen, aber auch in Solidarität mit den katholischen Christen in der damaligen DDR gehandelt. Zu den Jahrestagungen in Gemen traten weitere jährliche Tagungen in der Benediktinerabtei Wimpfen am Neckar und auf der Jugendburg St. Michael in Bethen bei Cloppenburg hinzu. Vornehmlich in den 1970er Jahren nahm die Zahl interessierter Jugendlicher ab und die Gemen-Tagung entwickelte sich zunehmend zu einer Erwachsenenveranstaltung, als welche sie noch gegenwärtig im September eines jeden Jahres durchgeführt wird. Seit 1987 erfuhr die AJS dann unter der Regie von Johannes Gröger und einer kleinen Gruppe von Kindern heimatvertriebener schlesischer Katholiken eine Neubelebung. Einen besonders starken Impetus verlieh die Wende 1989 den Intentionen der Jugendgemeinschaft. Durch die Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ wurden wieder vielfältige Kontakte ermöglicht. Vor diesem Hintergrund erfolgte 1993 die Neuformierung der AJS unter dem Namen „Gemeinschaft für deutsch-polnische Verständigung“ (gdpv). Seit dieser Zeit hat sich vieles verändert. Schlesien erstreckt sich über drei Staaten, die das kommunistische Erbe längst überwunden haben und heute vollwertige Mitglieder der Europäischen Union sind. Die heutige junge Generation kennt keine Grenzen mehr, sie bewegt sich wie selbstverständlich frei durch ganz Europa, studiert oder arbeitet im europäischen Ausland, lernt neue Kulturen kennen und steht ihnen aufgeschlossen gegenüber. Europa ist ein „großes Haus“, das zahlreiche Nationen und ethnische Gruppen beherbergt. Gleichzeitig erlebt das regionale Bewusstsein, das Besinnen auf die „kleine Heimat“ verstärktes Interesse. Wer auf andere Kulturkreise stößt und sich mit ihnen auseinandersetzt, der stellt sich gleichzeitig Fragen nach seiner eigenen Identität. Diesen Ansatz greift die gdpv auf, um der jungen Generation die reiche Geschichte, Kultur und die gegenwärtige Situation Schlesiens, die sich durch spannende Umbrüche in der Gesellschaft auszeichnet, vorzustellen. Ziel ist, dass sich junge Deutsche und Polen mit ihrer Geschichte auseinandersetzen, gemeinsame Spuren suchen, miteinander ins Gespräch kommen und gemeinsam feiern. So überwindet man mentale Grenzen, vorhandene Stereotypen und Vorurteile und lernt dazu. Als Vorsitzende der gdpv amtierten von 1993 bis 1999 Markus Trautmann, Priester des Bistums Münster (jetzt Kaplan in Kevelaer), in den Jahren 1999 bis 2005 Dr. Michael Hirschfeld, Historiker in Vechta. Seit 2005 hat Dr. Gregor Ploch das Amt inne. Geistlicher Beirat ist seit der Gründung Konsistorialrat Christoph Lindner, Pfarrer in Neustadt am Rübenberge (Diözese Hildesheim). Die Geschäftsführung der gdpv lag zunächst in den Händen von Studienrat Johannes Gröger, dann von 1994-1995 bei Dipl.-Theol. Volker Tenbohlen. Von 1996 – 2001 war Dipl.-Soz-Wirt Ansgar Trautmann Geschäftsführer. Seither wird diese Aufgabe von Dr. Christine Kucinski wahrgenommen. Sitz der Geschäftsstelle ist in Münster. |